4. Januar 2023
Als Kultureinrichtung der Stadt Bremen kann die SuUB Bremen auf eine über 360jährige Geschichte zurückblicken. Gerade im ausgehenden 19. Jahrhundert prägte die damalige wissenschaftliche Stadtbibliothek, Vorläuferinstitution der heutigen SuUB Bremen, das kulturelle Leben in der Stadt mit ihrer Büchersammlung sowie mit ihren Vorträgen. Die Bibliotheksgeschichte treibt sie um. Nach der Aufarbeitung des verfolgungsbedingten Entzugs von Kulturgütern während des Nationalsozialismus (NS-Raubgut) und der Geschichte der Bibliothek im 1. Weltkrieg hat sich die SuUB als eine der ersten Bibliotheken in Deutschland mit der Provenienz der kolonialgeschichtlichen Sammlung ihres Bestandes beschäftigt. In Zusammenarbeit mit einem Forschungsprojekt der Sprachwissenschaftler der Universität Bremen wurde die Geschichte der Büchersammlung zum Deutschen Kolonialismus der Jahre 1906/1907 untersucht. Daraus entstand ein mehrjähriges Digitalisierungsprojekt "Digitale Sammlung Deutscher Kolonialismus" (DSDK), das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert wurde. Bei der exemplarischen Auswahl der zu digitalisierten Titel wurde darauf geachtet, dass die Bücher aus der engen kolonialgeschichtlich relevanten Zeit des Deutschen Kolonialismus stammen.
Für die Bremer Sammlung zeigt sich damit aufschlussreich, wie in der Stadt die Wahrnehmung und Praxis kolonialer Handlungsweisen in der Hochphase des deutschen Kolonialismus 1884 - 1919 geprägt war. Die SuUB hat mehr als 500 Buchtitel aus der Bremer kolonialen Sammlung zu hochwertigen digitalen Volltexten aufgearbeitet. Gemeinsam mit weiteren 500 Buchtiteln der kolonialen Sammlung der UB Frankfurt a.M. bilden diese digitalen Texte die Digitale Sammlung Deutscher Kolonialismus, die über die Digitalen Sammlungen der SuUB Bremen allen Interessierten online zur Verfügung stehen: https://www.suub.uni-bremen.de/ueber-uns/projekte/dsdk/
Die Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften war als weiterer Projektpartner beteiligt und hat diese große digitale Textsammlung zum Deutschen Kolonialismus in die virtuelle Forschungsumgebung CLARIN-D integriert. Forscherinnen und Forscher haben damit die Möglichkeit den Deutschen Kolonialismus über diese Textsammlung mit Methoden der Digital Humanties zu untersuchen.
Vor diesem Hintergrund nimmt die SuUB bislang als erste Bibliothek am nationalen Netzwerk Koloniale Kontexte teil. Auch sind sie als Piloteinrichtung und als bislang einzige Bibliothek an der von der Kultusministerkonferenz initiierten 3-Wege-Strategie zum Nachweis, zur Digitalisierung und anschließenden Restitution von Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten beteiligt. In weiteren Veranstaltungen bemüht sie sich, die Auseinandersetzung mit der kolonialen Vergangenheit Deutschlands und die Bezüge der Stadt Bremen hierzu in der bremischen Stadtgesellschaft zu verankern. Im November 2022 wurde in diesem Kontext eine Podiumsdiskussion "Digitale Textquellen aus kolonialer Zeit" in Kooperation mit dem Instituto Cervantes durchgeführt.